Der wissenschaftliche Name der Hanfpflanze (Cannabis) lautet Cannabis sativa L.. Dabei lassen sich zwei Unterarten unterscheiden, die zu verschiedenen medizinischen oder privaten Zwecken eingesetzt werden: Sie heißen Cannabis sativa (kurz: Sativa) und Cannabis sativa indica (kurz: Indica). Darüber hinaus gibt es jedes Jahr zahlreiche neue Sorten, die aus verschiedenen Sortenkombinationen der Elternpflanzen gezüchtet werden und als Hybride bezeichnet werden. Die einzelnen Sorten unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht voneinander.
Wissenswertes zu Sativa
Die Hanfsorte Cannabis Sativa (“Gewöhnlicher Hanf”) wurde zum ersten Mal 1753 von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné klassifiziert.
Cannabis Sativa-Pflanzen sind bis zu 3,60 Meter groß und dünn und besitzen fingerartige Blätter. Sie sind vor allem in heißen, trockenen Klimazonen wie Afrika, Mittelamerika und Südostasien verbreitet und brauchen trotz langer Sonneneinstrahlung etwas länger zum Reifen als andere Cannabissorten.
Die meisten Sativa-Sorten haben einen geringeren CBD-Gehalt und höhere Anteile von THC. Sie erzeugen ein Hochgefühl und haben eine energetisierende Wirkung, die unangenehme Gefühle und Ängste abschwächt. Darüber hinaus werden Sativa gegen chronische Schmerzen, Migräne, Depressionen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Brechreiz eingesetzt. Viele Anwender fühlen sich nach der Einnahme eher produktiv und kreativ, deshalb ist die Anwendung tagsüber zu empfehlen.
Beliebte Sativa-Sorten sind Acapulco Gold, Durban Poison und Panama Red.
Wissenswertes zu Indica
1785 fand der französische Biologe Jean Baptiste de Lamarck in Indien eine neue Cannabis-Sorte, die sich von dem bisher bekannten “gewöhnlichen Hanf” deutlich unterschied. Deshalb bezeichnete der Botaniker diese Pflanze als Cannabis Indica (“Indischer Hanf”).
Cannabis Indica-Pflanzen stammen ursprünglich aus rauen, trockenen Klimazonen und sind außer in Indien auch in Afghanistan, Pakistan und der Türkei beheimatet. Die eher kurzen und mit breiten Blättern ausgestatteten Pflanzen wachsen vergleichsweise schnell und sind sehr robust, weshalb sie auch in Innenräumen gezüchtet werden können.
Sie haben einen höheren CBD-Gehalt als THC-Gehalt, wobei Letzterer nicht unbedingt gering ausfallen muss. Die Wirkung von Indica-Cannabis ist vor allem entspannend, zugleich verringern diese Sorten Schmerzen und Übelkeit und steigern den Appetit. Sie werden eingesetzt gegen chronische Schmerzen, Schlafstörungen und entzündlichen Erkrankungen, aber auch zur Linderung der Symptome bei der Parkinson-Krankheit oder Multiple Sklerose. Wegen ihrer entspannenden Wirkung sollten diese Sorten eher abends konsumiert werden.
Beliebte Indica-Sorten sind Afghan Kush, Granddaddy Purple und Hindu Kush.
Wissenswertes zu Hybriden
Hybride sind Züchtungen, die aus Kombinationen aus Sativa- und Indica-Sorten entstehen. Je nachdem, welche Elternpflanzen genutzt werden, sehen sie sehr unterschiedlich aus.
Auch das Verhältnis der CBD- zu THC-Anteile kann stark variieren. Die Cannabiszüchter versuchen mit der jeweiligen Züchtung ein bestimmtes Wirkprofil zu realisieren, für das ein bestimmter CBD- und THC-Gehalt erforderlich ist. Typische Anwendungsbereiche von Hybriden sind chronische Schmerzen, Ess- und Schlafstörungen, chronisch-entzündliche Erkrankungen, Epilepsie, Multiple Sklerose, Angststörungen und Depressionen.
Das Wirkprofil bestimmt dann auch, ob der Konsum tagsüber oder abends zu bevorzugen ist. Aufgrund der Vielfalt der Hybride ist es schwer, den Überblick zu behalten. Sehr grob einteilen lassen sich die Hybride in Sativa-dominante Formen (“Sativa-dom”), Indica-dominante Formen (“Indica-dom”) und ausgewogene Formen.
Beliebte Hybride heißen Blue Dream, Pineapple Express und Trainwreck.
Chemovare statt Sorten
Die Faustregel lautet, dass Sativa-Pflanzen eine belebende, energetisierende Wirkung haben, die dazu beitragen Angstgefühle oder Stress abzubauen und mit einem Gefühl der Euphorie einhergehen. Dagegen werden Indica-Pflanzen eher mit einer entspannenden Wirkung in Verbindung gebracht, die unter anderem Schlafprobleme lindern kann. Doch bei näherem Hinsehen ist es nicht so einfach, denn einzelne Pflanzen können unterschiedliche Wirkungen erzeugen, selbst wenn sie derselben Cannabisart angehören. Vielmehr kommt es auf die Anbautechnik und die chemische Zusammensetzung der Pflanze an.
Deshalb gibt es inzwischen die Tendenz, Cannabispflanzen nicht mehr nach Sativa, Indica oder Hybriden zu unterteilen, sondern die chemische Zusammensetzung der jeweiligen Pflanzen zu betonen und deshalb von Chemovar anstatt von Sorte zu sprechen. So gibt es Chemovar-Sorten mit einem hohen THC-Anteil (Typ 1), Chemovar-Sorten mit einer Kombination aus THC und CBD (Typ 2) und Chemovare mit einem hohen CBD-Anteil (Typ 3).
Mithilfe dieser Einteilung erhalten Anwender auf den ersten Blick erste wichtige Informationen zum Cannabinoid-Profil der einzelnen Pflanzen, die für die individuelle Auswahl wichtig sind.
Cannabinoide und andere Inhaltsstoffe
Jede Cannabispflanze weist ein spezielles Wirkstoff-Profil auf, das sich durch unterschiedlich hohe Anteile der jeweiligen Cannabinoide auszeichnet. Die wichtigsten Cannabinoide und ihre angenommenen Wirkungen sind:
- THC: als wichtigste psychoaktive Verbindung erzeugt THC ein Hochgefühl, regt die Produktivität und Kreativität an und lindert Schmerzen
- CBD: wirkt entspannend und soll Schmerzen, Migräne und Übelkeit lindern
- THCA: besitzt keine psychoaktive Wirkung, soll aber entzündungshemmend wirken und neurologische Symptome (z. B. bei ALS und der Parkinson-Krankheit) lindern
- CBN: soll unkontrollierte Muskelbewegungen, Krampfanfälle und Epilepsie verringern
- CBG: soll sich positiv auf psychische Störungen (Angstzustände, Zwangsstörungen, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen) auswirken
Neben den Cannabinoiden enthält Cannabis noch weitere Inhaltsstoffe, die ebenfalls zum Wirkprofil der Pflanzen beitragen können. Hierzu gehören unter anderem die Terpene, die in erster Linie für den Geruch der Pflanze verantwortlich sind, aber auch bestimmte Wirkungen unterstützen können. Bekannte Terpene sind:
- Limonen: zitronig; soll stressmindernd wirken und euphorisches Gefühl hervorrufen
- Pinene: pinienartig; soll Schmerzen lindern und die Konzentration und Gedächtnisleistung fördern
- Myrcene: erdig; soll beruhigend wirken und Angstzustände reduzieren
- Caryphyllene: pfeffrig, würzig; soll entzündungshemmend wirken und gegen Angstzustände und Depressionen helfen
- Linalool: blumig; soll beruhigend wirken, die Stimmung heben und Angstzustände verringern
- Eukalyptol: frisch; soll belebend, antibakteriell und entzündungshemmend wirken
Mehr Informationen über Terpene findest du hier.