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Cannabis Studien & Forschung

Der Unterschied zwischen medizinischem Cannabis und Cannabidiol kurz erklärt

Medizinisches Cannabis ist ein Überbegriff für alle cannabisbasierten Medikamente, die entweder aus der Cannabispflanze oder synthetisch hergestellt werden. Die Cannabispflanze besteht aus mehr als 500 verschiedenen Pflanzenanteilen, darunter sind etwa 145 Cannabinoide. Der Rest besteht größtenteils aus Terpenen und Flavonoiden, die für den Geruch und Geschmack der Pflanzen verantwortlich sind. Die medizinischen Effekte der Cannabispflanze werden hauptsächlich durch die enthaltenen Bestandteile Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) verursacht (1). In vielzähligen Studien wurde für THC eine schmerzlindernde, schlaffördernde, appetitstimulierende und Muskel relaxierende Wirkung nachgewiesen (2-4). Zudem kann THC in höheren Dosierungen einen euphorisierenden Effekt zeigen. Im Gegensatz zu THC-haltigem medizinischen Cannabis hat CBD keine psychoaktive Wirkung und besitzt entzündungshemmende, antioxidative, angstlösende und antiepileptische Eigenschaften (5-8).

Das Endocannabinoidsystem und die Wirkung von Endocannabinoiden

Als Ansatzpunkt für Cannabinoide im menschlichen Organismus dient das körpereigene Endocannabinoidsystem. Dieses ist ein Teil des Nervensystems und befindet sich im ganzen Körper. Das breite therapeutische Potenzial von Medikamenten auf Cannabisbasis beruht auf dieser großflächigen Verteilung des Endocannabinoidsystems im Körper. Die Wirkung des Endocannabinoidsystems wird vorwiegend über zwei Ansatzstellen, den Cannabinoid-Rezeptoren (Cannabinoid-Rezeptor 1 und Cannabinoid-Rezeptor 2) moduliert. Über diese Rezeptoren nimmt das Endocannabinoidsystem einen Einfluss auf weitere Botenstoffe des Gehirns. Als komplexes Neurotransmittersystem übt es zentrale biologische Funktionen aus. Die Hauptfunktion des Endocannabinoidsystems ist die Hemmung einer Überaktivität von anderen Neurotransmittern, wie z.B. Dopamin, Gamma-Aminobuttersäure (GABA), Glutamat und Serotonin (1, 9).
Cannabinoid 1 (CB1)-Rezeptoren befinden sich auf Zellen im zentralen Nervensystem und in verschiedenen anderen Organen. Eine Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer ist demnach möglich. Außerdem befindet sich eine große Anzahl an CB1 Rezeptoren auf Zellen des Herz-Kreislauf-Systems. Cannabinoid 2 (CB2)-Rezeptoren sind auf Zellen des Immunsystems lokalisiert. Außerdem gibt es Rezeptoren in Knochen, Haut, Verdauungstrakt, Lunge oder Augen. Eine Behandlung mit Medikamenten auf Cannabisbasis kann somit bei einem breiten Spektrum an Erkrankungen hilfreich sein, die sowohl das zentrale Nervensystem betreffen als auch körperliche Symptome wie Schmerzen lindern können. Speziell durch die Aktivierung des CB2 Rezeptors kann auch eine übermäßige Immunreaktion im Sinne von Entzündungen eingedämmt werden (1, 9, 10).
Aufgrund dieses fein abgestimmten Zusammenspiels des Endocannabinoidsystems über die Neurotransmitter und den Einfluss auf das Immunsystem stellt Medizin auf der Basis von Cannabis eine Therapiemöglichkeit für viele systemische Krankheitsbilder dar. Bei unterschiedlichen Erkrankungen kann die Behandlung mit medizinischem Cannabis also spezifisch Einfluss auf das Endocannabinoidsystem nehmen, wie beispielsweise bei chronischen Schmerzen, Migräne, chronisch-entzündlichen Erkrankungen (z.B. Arthritis, Morbus Crohn), Hauterkrankungen, Epilepsie, hyperkinetischen Bewegungsstörungen, Spastik, Übelkeit oder Appetitlosigkeit (3, 11-14).

Medizinisches Cannabis

Cannabisbasierte Medikamente enthalten eine Vielzahl an Komponenten, wie Cannabinoide, Terpene und Flavonoide – die prominentesten Bestandteile sind jedoch THC und CBD. Bei der Wahl des Medikamentes spielt der prozentuale Anteil von THC und CBD eine wichtige Rolle. Medizinisches Cannabis findet als Therapie in verschiedenen Darreichungsformen Anwendung, wie beispielsweise in Form von Cannabisblüten, Cannabisextrakten, Kapseln oder Ölen. Dementsprechend variiert auch die Einnahmeform von einer oralen Einnahme (zum Beispiel Öle und Kapseln) bis hin zum Inhalieren (entweder mit Hilfe eines speziellen Verdampfers oder Rauchen) (15, 16). THC-haltiges medizinisches Cannabis ist verschreibungspflichtig und unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Hochdosiertes CBD als Extrakt ist in Deutschland ebenfalls verschreibungspflichtig und die Behandlung mit hochdosiertem CBD sollte ärztlich begleitet werden. In ärztlicher Betreuung kann die Zusammensetzung der medizinischen Cannabisprodukte speziell an die Symptome von Patient:Innen angepasst werden. Je nach Erkrankung kann ein höherer THC- Anteil vorteilhaft sein oder umgekehrt ein stärkerer Fokus auf CBD gelegt werden.
Die Pflanzen für den medizinischen Gebrauch unterliegen strengen Richtlinien für deren Reinheit. Zudem wird die spezifische Zusammensetzung der Cannabinoide kontrolliert, um die Wirksamkeit für Patient:Innen sicherzustellen. Darüber hinaus werden die Pflanzen nach der Ernte verarbeitet und wie andere medizinische Produkte bestrahlt, um eine Kontamination der Produkte auszuschließen (17, 18).

Freiverkäufliche Produkte auf CBD-Basis

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von freiverkäuflichen CBD-haltigen Produkten, wie z.B. Lebensmittel mit CBD oder CBD-Öl für die kosmetische und medizinische Anwendung. Hierbei ist jedoch wichtig zu beachten, dass bei diesen freiverkäuflichen Produkten ein Wirksamkeitsnachweis fehlt und es für keines der Produkte ausreichende wissenschaftliche Belege gibt. Außerdem sind diese Lifestyle-Produkte nicht reguliert und enthalten meist nur sehr geringe und damit pharmakologisch unwirksame Mengen an CBD, die unter den in klinischen Studien getesteten Mengen liegen. In den vermarkteten, freiverkäuflichen CBD-Produkten kann zudem nicht ausgeschlossen werden, dass neben CBD auch das psychoaktive THC enthalten ist. Einen in Europa einheitlichen Grenzwert für THC in diesen Produkten gibt es nicht, und es wird nicht geprüft ob die empfohlenen Richtwerte den Herstellern lediglich als Orientierung dienen, tatsächlich eingehalten werden.

Du suchst eine Behandlung mit medizinischem Cannabis oder CBD?

Medizinisches Cannabis (THC-haltig) und hochdosiertes CBD können aufgrund ihrer vielfältigen Wirkweise für die Behandlung der unterschiedlichsten Indikationen eingesetzt werden, wie beispielsweise chronische Schmerzen, Schlafstörungen, Migräne oder Kopfschmerzen, depressive Störungen, ADHS, Regelbeschwerden, Wechseljahresbeschwerden und viele mehr (5-8, 19-21). In vielzähligen klinischen Studien konnte medizinisches Cannabis und hochdosiertes CBD eine hohe Wirksamkeit mit nur geringen Nebenwirkungen zeigen. Zudem konnte durch eine Therapie mit Medizin auf Cannabisbasis die Einnahme weiterer Medikamente in einigen Studien reduziert werden. Um eine Therapie mit medizinischem Cannabis und hochdosiertem CBD so erfolgreich wie möglich zu gestalten, sollte diese immer ärztlich begleitet werden.

Quellenangaben

1

Schurman, L. D., Lu, D., Kendall, D. A., Howlett, A. C., Lichtman, A. H. (2020). Molecular mechanism and cannabinoid pharmacology. Handb Exp Pharmacol, 258, 323-353.

2

Bachhuber, M., Arnsten, J. H., Wurm, G. (2019). Use of cannabis to relieve pain and promote sleep by customers at an adult use dispensary. J Psychoactive Drugs, 51(5), 400-404.

3

Baron, E. P., Lucas, P., Eades, J., Hogue, O (2018). Patterns of medicinal cannabis use, strain analysis, and substitution effect among patients with migraine, headache, arthritis, and chronic pain in a medicinal cannabis cohort. J Headache Pain, 19(1), 37.

4

Gustavsen, S., Sondergaard, H., Linnet, K., Thomson, R., Rasmussen, B., Sorensen, P., Sellebjerg, F., Oturai, A. (2020). Safety and efficacy of low-dose medical cannabis oils in multiple sclerosis. Mult Scler Relat Disord, 48, 102708.

5

Maroon, J., Bost, J. (2018). Review of the neurological benefits of phytocannabinoids. Surg Neurol Int, 9, 91.

6

Atalay, S., Jarocka-Karpowicz, I., Skrzydlewska, E. (2019). Antioxidative and anti-inflammatory properties of cannabidiol. Antioxidants (Basel), 9(1), 21.

7

De Mello Schier, A. R., de Oliveira Ribeiro, N. P., Coutinho, D. S., Machado, S., Arias-Carrion, O., Crippa, J. A., et al. (2014). Antidepressant-like and anxiolytic-like effects of cannabidiol: a chemical compound of cannabis sativa. CNS & Neurological Disorders - Drug Targets, 13(6), 953-960.

8

Kahn, R., Naveed, S., Mian, N., Fida, A., Raafey, M. A. & Aedma, K. K. (2020). The therapeutic role of cannabidiol in mental health: a systematic review. Journal of Cannabis Research, 2(1), 2.

9

Dos Santos, R. G., Hallak, J. E. C., Crippa, J. A. S. (2021). Neuropharmacological effects of the main phytocannabinoids: A narrative review. Adv Exp Med Biol, 1264, 29-45.

10

(10) Cabral, G. A., Rogers, T. J., Lichtman, A. H. (2015). Turning over a new leaf. Cannabinoid and endocannabinoid modulation of immune function. J Neuroimmune Pharmacol, 10(2), 193-203.

11

(11) Piper, B. J., DeKeuster, R. M., Beals, M. L., Cobb, C. M., Burchman, C. A., Perkinson, L., Lynn, S. T., Nichols, S. D., Abess, A. T. (2017). Substitution of medical cannabis for pharmaceutical agents for pain, anxiety, and sleep. J Psychopharmacol, 31(5), 569-575.

12

Cuttler, C., Spradlin, A., Cleveland, M. J., Craft, R. M. (2020). Short- and long-Term effects of cannabis on headache and migraine. J Pain, 21(5-6), 722-730.

13

Bellnier, T., Brown, G. W., Ortega, T. R. (2018). Preliminary evaluation of the efficacy, safety, and costs associated with the treatment of chronic pain with medical cannabis. Mental Health Clinician, 8(3), 110-115.

14

Abuhasira, R., Schleider, L. B., Mechoulam, R., Novack, V. (2018). Epidemiological characteristics, safety and efficacy of medical cannabis in the elderly. European Journal of Internal Medicine, 49, 4-50.

15

Meehan-Atrash, J., Rahman, I. (2021). Cannabis vaping: Existing and emerging modalities, chemistry, and pulmonary toxicology. Chem Res Toxicol, 34(19), 2169-2179.

16

Baratta, F., Simiele, M., Pignata, I. Enri, L. R.,m D‘Avolio, A., Torta, R., De Luca, A., Collino, M., Brusa, P. (2021). Cannabis-based oral formulations for medical purposes: Preparation, quality and stability. Pharmaceuticals (Basel), 14(2), 171.

17

Hazekamp, A. (2016). Evaluating the effects of gamma-irradiation for decontamination of medicinal cannabis. Frontiers in Pharmacology, 7, 1-12.

18

Kovalchuk, O., Li, D., Rodriguez-Juarez, R., Golubov, A., Hudson, D., & Kovalchuk, I. (2020). The effect of cannabis dry flower irradiation on the level of cannabinoids, terpenes and anti-cancer properties of the extracts. Biocatalysis and Agricultural Biotechnology, 29, 1-12.

19

Hoch, E., Niemann, D., von Keller R., Schneider, M., Friemel, C. M., Preuss, U. W., Hasan, A., Pogarell, O. (2019). How effective and safe is medical cannabis as a treatment of mental disorders? A systematic review. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci, 269(1), 87-105.

20

Hupli, A., M. (2018). Medical cannabis for adult attention deficit hyperactivity disorder: Sociological patient case report of cannabinoid therapeutics in Finland. Med Cannabis Cannabinoids, 1, 112-118.

21

Cooper, R. E., Williams, E., Seegobin, S., Tye, C., Kuntsi, J., Asherson, P. (2017). Cannabinoids in attention-deficit/hyperactivity disorder: A randomised-controlled trial. European Neuropsychopharmacology, 27(8), 795-808.

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